Innovative Mode aus München: Die tz besucht zwei Unternehmen
Aktualisiert:
Stiefelette oder Sandale: Bei Cristina Mühle gibt’s Holzschuhe für jede Jahreszeit.
© Sigi Jantz
München
- Die eine stellt Holzschuhe her - aber in sexy! Die anderen beiden
wollen Stoffe aus Bananenpflanzen produzieren. Die tz hat zwei
innovativen Münchner Modeunternehmen einen Besuch abgestattet.
Ein
Holzschuh, aber bequem - und sexy! Das war die Idee, die Cristina Mühle
(48) vor rund zehn Jahren hatte. Seit ihrer Kindheit trägt die
Münchnerin „Holzklapperl“, wie sie selbst sagt.
Nun wollte sie die Schuhe zu
jeder Jahreszeit und zu jedem Anlass tragbar machen. Mittlerweile ist
sie mit ihrem Unternehmen Softclox mit Sitz in Sendling Marktführerin in
ganz Europa.
Was ihre Schuhe
auszeichnet: Eine extrem leichte und vor allem biegsame Holzsohle aus
Pappel oder Erle. Möglich macht’s ein integriertes Gummigelenk vorn in
der Mitte.
Oberhalb der Sohle
sorgt weiches Leder für Stil und gutes Gefühl. Je nach Saison gibt es
Sandalen, Halbschuhe, Pumps oder Winterstiefel (zwischen 100 und etwa
250 Euro).
Alle Schuhe lässt
Mühle komplett in Europa produzieren - auch alle Materialien stammen aus
Europa. 2006 brachte die Münchnerin zusammen mit ihren zwei
Geschäftspartnern Andy Klautzsch (Design) und Thomas Huber (Produktion)
die erste Kollektion auf den Markt.
Nicht
immer ohne Hürden: „Manche Händler waren schon skeptisch, ob das nur
ein Trend ist.“ Während der Unternehmensgründung war Mühle
hochschwanger.
Doch:
„Ich hatte nie Angst, dass ich das mit einem Kind nicht schaffen kann.“
Wenn ein wichtiger Termin anstand, sprangen kurzerhand die beiden Omas
oder Mühles Mann ein.
Oder
die Unternehmerin rückte einfach samt Tochter an. Heute ist Chiara zehn
Jahre alt - und nimmt die Entwürfe der Mama schon mal kritisch unter die
Lupe.
Und weil Mühle davon
überzeugt ist, dass Frauen mit Kindern wahre Organisationstalente sind,
arbeiten bei ihr besonders viele Mütter.
Rund
120 Mitarbeiter hat das Unternehmen mittlerweile, pro Kollektion gibt
es 30 neue Modelle. Mühle verkauft ihre Holzschuhe an ausgewählte lokale
Händler und über ihren Onlineshop (softclox.com).
Jährlich
sind es mehr als 100 000 Schuhe in 18 Ländern. Die Holzschuhe bieten
mehrere Vorteile: Einmal sind sie durch das Fußbett bequem und geben
viel Halt. „Das Holz ist außerdem antibakteriell und kann die Temperatur
ausgleichen“, sagt Mühle. Wer mag, kann die Schuhe barfuß tragen. Heiße
Füße im Sommer und kalte im Winter sind so oder so passé.
Mühle
geht mit ihrer Tochter sogar Schlittenfahren mit ihren Softclox.
„Wasser und Holz vertragen sich hervorragend, durch das Gummiprofil
rutsche ich auch nicht ab.“ Nur an die Heizung sollten die Schuhe zum
Trocknen nicht gestellt werden, „sonst sind sie die pflegeleichtesten
überhaupt“.
Angst, mit den neuen
Schuhen zu klappern, muss keine Kundin haben: Durch die Gummischicht
unten an der Sohle sind sie flüsterleise.
… und ihre Stoffe sind voll Banane
Stoff-Wechsel,
könnte man sagen … Caroline Priese (26) und Madhunandan Maithili Sharan
(31) stellen mit ihrem Münchner Start-up „Shucie“ Stoffe aus
Bananenpflanzen her - als Alternative zur gängigen Baumwolle.
Entstanden
ist die Idee der beiden im Zertifikatsprogramm „Gesellschaftliche
Innovationen“ der Social Entrepreneurship Akademie. Die Akademie ist
eine Einrichtung der vier Münchner Hochschulen und will soziales
Unternehmertum fördern.
Die
beiden Jungunternehmer hatten ein Vollstipendium und sind - zunächst
noch mit einer dritten Mitstreiterin - schnell auf ihre Idee zu den
Bananenstoffen gekommen. Für den Anbau von Baumwolle müssten viele
Pestizide gespritzt und reichlich Wasser verbraucht werden. „Jährlich
gehen sechs Prozent des menschlichen Trinkwassers dafür drauf“, sagt
Priese.
Die Bananenpflanzen
dagegen würden wegen der Früchte eh angebaut - und der Stamm und die
Blätter seien eigentlich ein Abfallprodukt. Nur sinnvoll also, sie
weiterzuverarbeiten. Mit einer Maschine wird aus dem Stamm und den
Blättern das Garn gewonnen, aus dem dann der Stoff gewoben wird.
Das
Gute am Bananenstoff: „Er ist atmungsaktiv und leicht, was ihn für
Sportkleidung interessant macht.“ Erste Stoffmuster haben die zwei
Jungunternehmer schon gesichtet. Sie arbeiten mit Lieferanten aus Indien
zusammen. „Madhu kommt gebürtig von dort - und hat von daher viel
Hintergrundwissen und Kontakte.“
Anfang
2016 wollen die beiden Jungunternehmer mit dem Verkauf der Stoffe
anfangen. Gut, dass sie gerade eben ein bisschen Startkapital
dazubekommen haben: Beim „Strascheg Award“ der Hochschule München haben
die zwei Mitte Oktober 2000 Euro gewonnen.
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