Mittwoch, 20. Januar 2016

Als der Holzschuh noch in Mode war

Als der Holzschuh noch in Mode war

Beim Aktionstag des Marcher Heimatvereins wurde gezeigt, wie diese Schuhe hergestellt wurden / Film über Marchs Tabakanbau.
  1. Foto: Mario Schöneberg
  2. Gut zu Fuß in Holz: Holzschuhmacher Jean-Claude Wetzel zeigte sein Handwerk beim Aktionstag des Marcher Heimatvereins. Foto: mario Schöneberg
  3.  

MARCH-HUGSTETTEN. Dass handwerklich hergestellte Holzschuhe bis zum Zweiten Weltkrieg die Fußbekleidung für die einfachen Menschen im Elsass und in weiten Teilen Frankreichs waren, überraschte viele der zahlreichen Besucher beim jüngsten Aktionstag des Marcher Heimatvereins. Doch Jean-Claude Wetzel wusste viel über Holzschuhe und deren Herstellung zu berichten. 

"Es war bis etwa 1950 normal, bei uns im Elsass auf dem Land Holzschuhe zu tragen", erzählt Holzschuhmacher Wetzel. Es habe in Frankreich früher immerhin mal bis zu 30 000 Handwerker der Holzschuhmacherzunft gegeben. "Heute tragen sie nur noch wenige, und wenn dann an der Fasnacht oder als Tanzgruppe", erläutert der gelernte Holzfäller, der sich nach einem Unfall vor sieben Jahren das Holzschuhmachen selber beigebracht hat. Die wenigen alten Meister, die es noch gebe, würden zudem ihr Wissen nur ungern weitergeben, bedauert der 55-Jährige.

Möglichst leicht und doch haltbar sollten Holzschuhe sein, so der aus Soppe-le- Haut stammende Wetzel. "Ich nehme am liebsten Birkenholz oder Erle. Verwendet wurden früher aber oft die Holzarten, die im Dorf vorhanden waren". Ein Viertelstamm frischen Holzes wird für den künftigen Holzschuh auf Länge zurechtgesägt und dann in Form gebracht. Anschließend holt der Holzschuhmacher das Holz im Inneren heraus, damit der Fuß Platz hat. Früher mit Handschabern, seit der Elektrifizierung mit speziellen Maschinen. Im Nachbardorf seiner Heimat bei Mühlhausen habe es ab 1923 Strom geben. Die Maschine, die der örtliche Meister gekauft hatte, nutzt Wetzel heute noch. Neue würden leider nicht mehr hergestellt. Nun muss der frische Rohling, bei dem die Fußinnenseite stets den äußeren Teil des Stammes berührt, zwei bis drei Wochen im Schatten trocknen, dann folgt die Feinarbeit. Schleifen, das Äußere zurecht schneiden, auf Wunsch auch Lackieren oder mit Leder versehen, dann kann der Schuh verkauft werden.

Werbung

Rund zwei Stunden Arbeit, verteilt auf bis zu drei Wochen, stecke am Ende in jedem Paar, erläutert Wetzel. Doch mehr als 30 Paare zum wirklichen Tragen zum Stückpreis von etwa 50 Euro verkaufe er kaum noch, berichtet der Handwerker. Viel mehr zu tun habe er mit der Herstellung von Dekorationsartikeln. Ob an Weihnachten, zur Zierde am Haus oder als Tischdekoration – Holzschuhe aller Art und Größe seien im Elsass noch immer sehr beliebt.

Ein weiterer Höhepunkt des Aktionstages, bei dem wegen der vielen Besucher extra Tische am Backhäusle zur Bewirtung aufgestellt werden mussten, war eine Filmvorführung in der Reihe "Erinnern Sie sich". Gezeigt wurde ein Film über den Tabakanbau in der March. In den Jahren 1991/92 hatte die Hugstetter Landwirts-Familie Strecker extra für einen Schulfilm den eigenen Tabakanbau nochmals wie in früheren Zeiten, als der Tabak eine wichtige Einnahmequelle für die Bauern der Region war, wiederbelebt. Von der Aufzucht junger Pflanzen über deren Pflege und Ernte sowie die Trocknung bis hin zur Verarbeitung der Blätter reichte der filmische Jahreslauf.

Der nächste Aktionstag findet am Sonntag, 5. Juli, ab 14 Uhr statt. Dann wird das Zimmermannshandwerk vorgestellt .

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen