Donnerstag, 25. Dezember 2014

Mit Kölsch, Karre und Klompen ins Ziel

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Langenfeld
Mit Kölsch, Karre und Klompen ins Ziel
Langenfeld: Mit Kölsch, Karre und Klompen ins Ziel
Ex-Prinz Heinrich Klassen lief bei den Theaterdamen im luftigen Tüllkleid und mit Schweinsrüssel auf der Nase mit und kam als erster ins Ziel. FOTO: Olaf Staschik
Langenfeld. 
 43 Vereinsmitglieder und Gäste und 23 Kinder traten am Sonntag beim traditionellen  Schürreskarrenrennen in Berghausen an. Von Viola Gräfenstein

In blütenweißen Hemden, Hosen, Socken und Klompen warten die ersten fünf Rennteilnehmer des Brauchtumsverein Kirmesjonge Berghausen an der Startlinie zum Schürreskarrerennen. Alle wollen das traditionelle Blaue Band gewinnen. Insgesamt treten in diesem Jahr 43 Vereinsmitglieder und Gäste sowie 23 Kinder gegeneinander in insgesamt 18 Rennen im Rahmen der Berghausener Dorfkirmes an. "Meine Favoriten sind die Mehrfachgewinner des Blauen Bandes, Dirk De Jager und Sebastian Hruzik", sagt Organisator Andreas Feitl.
Der Berghausener ist selbst seit 43 Jahren Vereinsmitglied, mit neun Jahren mitgelaufen und gewann 1988 das blaue Band. "Da muss man Standvermögen zeigen, trinkfest sein und die richtige Technik haben", sagt er. Denn das Rennen ist alles andere als einfach. Die erwachsenen Teilnehmer müssen zuvor gut auftanken. Statt Benzin gibt es ein Kölsch an der Startlinie. Im Boxenstopp wird wieder nachgetankt. Natürlich auch mit einem erfrischenden Bierchen.
"Wir möchten Jung und Alt und Neuberghausener Familien für diese Tradition gewinnen. Deshalb lernen die Kinder bei mir im Kindergarten schon ganz früh etwas über das Schürreskarrenrennen. Der Verein braucht schließlich Nachwuchs", sagt der Leiter des Paulus-Kindergartens, Gregor Heidkamp, der 2013 den Vorsitz des Vereins Kirmesjonge Berghausen übernahm. "Auch die Kinder dürfen natürlich, je nach Alter, mit einem Kettcar oder einer Schürreskarre teilnehmen", sagt Heidkamp.

Erst einmal heißt es für die Älteren, sich gut zu konzentrieren. Alle Teilnehmer müssen eine Holzkarre auf einer 200 Meterstrecke ohne große Pannen durchs Ziel schieben. Mit Holzklompen an den Füßen müssen die Läufer einen Eimer auf der Karre balancieren. Pannen und leichte Unfälle sind dabei vorprogrammiert - und auch gewollt. Schließlich gibt es einen vereinsinternen Doktor nebst Krankenschwester, die sich um mögliche Notfälle mit Bier, Verband und Riesenplastikspritzen kümmern. Verletzte werden auch schon mal - ob sie wollen oder nicht - auf einer rollenden Trage übereinandergestapelt und zum Ziel zurückgefahren.
"Alles ist ein großer Spaß und ich bin froh, dass heute bei dem schönen Wetter so viele Menschen gekommen sind", sagt Gregor Heidkamp. Der Verein zählt zurzeit etwa 140 Mitglieder. "Neumitglieder sind jederzeit willkommen, denn Nachwuchs ist ein großes Problem für alle Vereine", sagt Heidkamp. Seinen eigenen Nachwuchs konnte der Vorsitzende immerhin schon für das Rennen gewinnen. Auch er selbst tritt an.
Auf einen Teilnehmer ist der Vorsitzende heute besonders stolz. "Tim Steinberg war bei mir im Kindergarten und kam auf mich zu, weil er am Rennen teilnehmen wollte. Da war es mir ein Bedürfnis, ihm alles zu ermöglichen, dass er mitmachen kann", sagt er. Der Achtjährige war an einem Gehirntumor erkrankt und musste nach einer Operation alles wieder neu erlernen. Trotz seiner Behinderung kann er an dem Rennen mit einem Spezialkettcar teilnehmen und erreicht mit seinem hochkarätigen Paten an der Seite immerhin einen stolzen vierten Platz. Bürgermeister Frank Schneider höchstpersönlich hat den neunjährigen Jungen durchs Ziel geschoben.
Quelle: RP

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