Modisches Fehltrittchen
In Holzschuhen nach Bersenbrück zur Musterung
In
Holzschuhen
erschien der Heeker Geburtsjahrgang 1939 zur Musterung
1960 in Bersenbrück. Im Hintergrund bringt Gastwirt Hengeholt die erste
Runde Bier heran. Von links: Hans Stuckenberg, August Menke, Heinz
Wehberg, Karl Brickwedde, Bernhard Wefer, Josef Steinkamp, Bernhard
kleine Starmann, Alfons Wllbrock, Hans Liening-Ewert, Franz Josef
Bollmann, Friedel Thye-Moormann. Repro: Franz-Josef Bollmann
Heeke/Bersenbrück. Eine Geschichte aus einer anderen Zeit: Aber zu schön, um in Vergessenheit zu geraten.
1960 war es.
Knapp fünf Jahre nach Gründung der Bundeswehr gewöhnt sich die noch
junge Republik daran, ein Land mit einer eigenen Armee zu sein. Doch die
Musterung junger Wehrpflichtiger war offensichtlich immer noch etwas
Außergewöhnliches. Dem Heeker Bürgermeister Josef Wesselkamp treibt der
Gedanke daran, dass der Jahrgang 1939 seiner Gemeinde sich gemeinsam
vorstellen soll, den Schalk in den Nacken. Er bietet seinen „Heiker
Junges“ an: Wenn sie im Sonntagsanzug zur Musterung erscheinen, legt er
kostenlos nagelneue Holzschuhe darauf.
Die Heeker Jungen fanden
Gefallen an dem modischen Fehltrittchen, und der Holzschuhmacher hielt
Wort. Probleme machte nur die Deutsche Bahn, erinnert sich Franz-Josef
Bollmann, der dabei war. Der Schaffner wollte die Gruppe mit ihrem für
die Zeit gar nicht mal ungewöhnlichen Schuhwerk in Alfhausen nicht in
den Zug lassen. Ein Anruf in Bersenbrück und die Musterungskommission
löste das Problem. In Bersenbrück sei die Gruppe dann „im Holzschuhgang“
mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen zum Hotel Hengeholt gezogen,
so Bollmann: immer einen Fuß in der Gosse und einen auf dem Bürgersteig.
Die Kommission war beeindruckt und stufte die Heeker als tauglich ein.
Der Vormittag wurde lang, lustig und feucht.
Und heute?
Theoretisch könnte man mit dem Motorroller in Minuten vom eingemeindeten
Heeke nach Bersenbrück kommen, auf gut ausgebauten Nebenstraßen. Man
müsste nicht einmal zur Bundesstraße 68 hinauf.
Doch
einen Bahnhof in Alfhausen gibt es nicht mehr, zumindest für etliche
Jahre nicht mehr. Die Bundeswehr gibt es noch, aber sie hat sich zur
Freiwilligenarmee gewandelt. Mit der Wehrpflicht wurde auch die
Musterung kompletter Jahrgänge abgeschafft.
http://www.noz.de/lokales/samtgemeinde-bersenbrueck/artikel/704974/in-holzschuhen-nach-bersenbruck-zur-musterung
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